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Steckbrief
Kanadagans Branta canadensis

Kurzinfos & Fakten

Größe
90 - 100 cm
Gewicht
Männchen: 3,5 - 6,5 kg
Weibchen: 3 - 5,5 kg
Alter
10 – 24 Jahre (In der Wildnis)
Spannweite
160 - 175 cm
Nahrung
Gräser, Sumpf- und Wasserpflanzen, Kräuter
Geschlechtsreife
ab dem zweiten Lebensjahr
Brutzeit
Anfang April, gelegentlich Ende März
Eier / Gelege
5 - 6 cremeweiße Eier
Brutdauer
durchschnittlich 28 Tage
Zugverhalten
Zugvogel
Gefährdung
Ungefährdet
Die Kanadagans (Branta canadensis) ist eine Vogelart aus der Familie der Entenvögel (Anatidae) und gilt als die weltweit am häufigsten vorkommende Gans. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ist Nordamerika. Sie ist dort ein Charaktervogel des Tieflandes und brütet an Binnenseen der Prärie- und Ackerbaugebiete. Ihr in charakteristischer V-Formation erfolgender Zug in die Überwinterungsquartiere und die Rückkehr in die Brutreviere im Frühjahr sind in Nordamerika Symbole für den Wechsel der Jahreszeiten.

In Europa wurde die Kanadagans zum Teil gezielt angesiedelt. Ein großer Teil der heute vor allem in Großbritannien, Irland, Skandinavien und den Niederlanden existierenden Populationen ist auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurückzuführen. Seit den 1970er Jahren ist sie auch in Deutschland als Brutvogel vertreten.

Die Kanadagans wird etwas größer als die Graugans und ist damit die größte Gänseart, die in Europa in freier Wildbahn zu beobachten ist.

Beschreibung & Aussehen

Charakteristische Merkmale der Kanadagans sind der schwarze Kopf und Hals und das ausgedehnte weiße Kinnband, das sich von der Kehle bis hinter die Augen erstreckt. Die schwarze Halsbefiederung ist scharf gegen die graue Brust abgesetzt. Füße und Schnabel sind ebenfalls schwarz. Die Iris ist dunkelbraun. Weibchen und Männchen sind gleich gefärbt, bei einigen Unterarten sind die Ganter deutlich größer und langhalsiger als die Weibchen.
Die Färbung der Körperoberseite variiert je nach Unterart zwischen Grau- und Rotbraun. Die oberen Schwanzdecken sind bei den in Europa vorkommenden Gänsen ebenso wie der Bauch und die Brust grau bis fast weiß, die Körperoberseite graubraun. Bei einigen der in Nordamerika zu beobachtenden Unterarten ist auch die Körperunterseite bräunlich gefärbt und damit so dunkel wie die Flanken.

Die Körperlänge der Gans beträgt 90 bis 100 Zentimeter, die Flügelspannweite 160 bis 175 Zentimeter. Das Gewicht variiert erheblich. Männchen wiegen in der Regel zwischen 3,5 und 6,5 Kilogramm, während die Gewichtsspanne der Weibchen zwischen 3,0 und 5,5 Kilogramm liegt. Von der Unterart Branta canadensis maxima wird ein maximales Gewicht von 7,5 Kilogramm berichtet.

Stimme, Gesang & Ruf

Kanadagänse sind vor allem während des Fluges sehr ruffreudig. Der Ruf ist tief, nasal und trompetend. Er erinnert an ein ah-honk oder a-rong, wobei die Betonung auf der zweiten Silbe liegt und die Tonhöhe auf dieser Silbe leicht ansteigt. Kanadagänse können sich auch am Ruf individuell erkennen. Auf großen Rastplätzen ist während des Zuges häufig während der ganzen Nacht ein reges Rufen zu hören, das dem Wiederfinden von Familienmitgliedern dient. Erregte Tiere rufen quiik wok oder zeigen ein anhaltendes, schrilles Triumphgeschrei, bei dem sich die Rufe der Geschlechter unterscheiden. Die Männchen rufen rak-ruk-ruk…, während die Weibchen rak-rak-rak rufen.

Der in der Literatur ebenfalls beschriebene Ruf jilk jilk a-lick ist charakteristisch für die Unterarten, die seit 2004 der Zwergkanadagans zugerechnet werden.

Lebensraum

Kanadagänse benötigen Reviere, zu denen Gewässer von mittlerer bis großer Größe gehören. Diese haben eine Gewässertiefe von mindestens einem Meter und weisen idealerweise auch Inseln auf. Voraussetzung für die Etablierung eines Brutreviers ist ein unmittelbar an das Gewässer angrenzendes Gebiet, auf dem die Gänse weiden können, sowie ein weitgehend ungestörtes Areal, auf dem die Nester gebaut werden können. Kanadagänse legen ihre Nester auf festem Grund an und bevorzugen Stellen, von denen aus der brütende Vogel das angrenzende Gebiet gut beobachten kann. In Nordamerika findet man deshalb häufig Nester auf den Bauten von Bisamratten.

Reviere, die diese Voraussetzungen bieten, sind in Europa vor allem Parks, parkähnliche Gelände oder Weidegebiete, die an Seen angrenzen. Die Art hat sich dabei stärker als in Nordamerika einem Leben in einer landwirtschaftlich stark genutzten Landschaft angepasst. In Nordamerika ist die Gans an den Flüssen und Seen bewaldeter und offener Landschaften zu finden.

Die Anforderungen an das Überwinterungsrevier sind weniger spezifisch. Die Gänse halten sich in dieser Zeit sowohl an der Küste als auch im Binnenland auf Stoppelfeldern und Grasland auf.

Nahrung & Jagdverhalten

Kanadagänse leben im Sommer überwiegend von Gräsern, Sumpf- und Wasserpflanzen. Ähnlich wie die Grau- und Ringelgans weiden sie häufig auch Unterwasserpflanzen ab. Der Körper liegt dabei in der Regel horizontal auf der Wasserfläche, während Kopf und Hals tief untergetaucht sind. Ihre Reichweite unter Wasser können Kanadagänse deutlich vergrößern, indem sie ihren Hinterkörper aus dem Wasser heben. Ihre Balance halten sie in diesem Kopfstand mit zum Teil sehr starken Paddelbewegungen der Füße. Sie erreichen dann auch noch Wasserpflanzen in einer Gewässertiefe von 75 Zentimetern.

Im Winter äsen sie meistens an Land. Sie bevorzugen dabei Landschaftsbestandteile mit kurzen Gräsern und Kräutern, die ihnen ein weites Sichtfeld geben. Ihr natürlicher Lebensraum ist deshalb auch von großen Pflanzenfressern – sogenannten Megaherbivoren – geprägt.

Fortpflanzung, Balz & Brut

Abgesehen von der Paarungs- und Brutzeit leben Kanadagänse in großen Schwärmen. Kanadagänse gehen normalerweise langjährige Paarbindungen ein. Die Verpaarung erfolgt in der Regel bereits im zweiten Lebensjahr, obwohl die Gänse erst im dritten Lebensjahr erfolgreich brüten.

Das Paarungsverhalten der Kanadagänse unterscheidet sich nicht wesentlich von dem anderer Gänsearten. Das Männchen leitet das Balzverhalten ein, indem es auf das ausgewählte Weibchen mit stark nach unten gebogenem Hals zuschwimmt. Bei diesem Imponierverhalten berührt die Schnabelspitze die Brust des Ganters. Auch wenn das Weibchen Paarungsversuche des Ganters zu diesem Zeitpunkt noch zurückweist, beginnt das Männchen bereits in diesem Stadium das Weibchen gegen andere Ganter zu verteidigen. Nach erfolgreichem Vertreiben eines anderen männlichen Konkurrenten zeigt das Männchen ein Triumphverhalten, bei dem es seitlich neben dem Weibchen schwimmt. Teil des Triumphverhaltens ist ein lautes Rufen, in welches das Weibchen einstimmt, wenn es an dem Männchen interessiert ist. Das gemeinsame Triumphieren spielt im Paarbindungsverhalten von vielen Gansarten eine so wesentliche Rolle, dass das Männchen auch imaginäre Kontrahenten vertreibt, um das gemeinsame Triumphieren einzuleiten.

Erst nachdem ein gemeinsames Triumphieren erfolgte, „grüßt“ eine Gans den Ganter: Schwimmt der Ganter in Imponierhaltung auf die Gans zu, reagiert sie darauf ebenfalls mit einer stark gebogenen Halshaltung. Dabei liegt der Schnabel gleichfalls auf der Brust auf; unterbrochen wird diese Haltung durch ein gelegentliches Eintauchen des Kopfes ins Wasser. Erst danach kommt es zu Paarungsversuchen, die sowohl durch das Männchen als auch das Weibchen eingeleitet werden können. Wie die meisten anderen Gänsevögel paaren sich Kanadagänse in der Regel auf dem Wasser.

Der Paarung voraus geht ein schnelles Eintauchen des Kopfes in das Wasser, das von beiden Geschlechtern gezeigt wird. Dieses Eintauchen intensiviert sich in einem Zeitraum von 30 Sekunden bis zwei Minuten. Der Ganter schwimmt dabei immer näher an die Gans heran und verbeißt sich normalerweise ins Nackengefieder der Gans, wenn er sie besteigt. Unter dem Gewicht des Ganters taucht die Gans dabei fast unter. Während der Paarung spreizt die Gans ihre Schwanzfedern nach oben und bewegt ihren hinteren Körperteil hin und her, um eine Berührung der beiden Kloaken zu ermöglichen. Nach erfolgter Kopulation streckt der Ganter Hals und Kopf und stößt einen kurzen Ruf aus. Dabei breitet er seine Flügel kurz aus.

Jungvögel & Aufzucht

Das Weibchen bestimmt die Stelle, an der das Nest errichtet wird. Es handelt sich dabei häufig um nicht mehr als eine flache Erdmulde, die mit wenigen Pflanzenteilen gegen die Umgebung abgegrenzt wird. Sie wird jedoch überreichlich mit Daunen ausgestattet. Für die Kanadagans ist experimentell eine große Standorttreue nachgewiesen. Migrierende Gänse kehren in die Gebiete zurück, in denen sie selber flügge geworden sind.

Kanadagänse legen gewöhnlich zwischen fünf und sechs cremeweiße Eier. Es wurden aber auch schon Gelege mit zwei oder elf Eiern beobachtet. Bei den großen Unterarten messen die Eier 87 × 58 Millimeter; bei den kleineren Unterarten 72 × 48 Millimeter. Es brütet allein das Weibchen. Das Männchen hält sich jedoch in der Nähe des Nestes auf. Die Brutzeit ist Anfang April, gelegentlich Ende März. Nach durchschnittlich 28 Tagen schlüpfen die jungen Gänse. Das Durchschnittsgewicht frisch geschlüpfter Gössel britischer Populationen beträgt etwa 115 Gramm.

Nach etwa 60 bis 70 Tagen erreichen die Gössel ihre Flugfähigkeit. Insbesondere der Ganter verteidigt sowohl die Gans als auch das Gelege, später die Gössel gegen Eindringlinge in das unmittelbare Brutrevier ausgesprochen aggressiv. Bei Kanadagänsen ist dabei die innerartliche Aggression stärker ausgeprägt als gegenüber anderen Störern. So greifen Ganter eine sich dem Nest nähernde andere Kanadagans bereits dann an, wenn sie die 30-Meter-Distanz unterschreitet. Graugänse werden dagegen in größerer Nähe geduldet und erst angegriffen, wenn sie dem Nest näher als 15 Meter kommen.

Mit der Brutzeit fällt auch die Mauser der Elternvögel zusammen. Die Schwingenmauser der Elterntiere beginnt in der Regel, wenn die Gössel zwischen drei und fünf Tage alt sind. Wie eine Vielzahl der Arten der Gänsevögel sind auch Kanadagänse dann für einen vier- bis fünfwöchigen Zeitraum flugunfähig. Die Wiedererlangung ihrer Flugfähigkeit fällt zeitlich mit dem Zeitpunkt zusammen, zu dem auch ihr Nachwuchs flugfähig wird. Meist bleiben die Jungtiere bis zur nächsten Brut mit den Elterntieren zusammen und sind auch später oft bei diesen anzutreffen.

Wichtiger Hinweis:

Dieser beschreibende Text basiert auf dem Artikel Kanadagans aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.