Bilder suchen

Steckbrief
Rohrweihe Circus aeruginosus

Kurzinfos & Fakten

Größe
48 bis 62 cm
Gewicht
Männchen: durchschnittlich 540 g
Weibchen: durchschnittlich 740 g
Alter
bis 20 Jahre möglich
Spannweite
bis zu 130 cm
Nahrung
Singvögel und (zumeist jungen) Wasservögeln wie Enten, Teich- und Blässrallen, Feldmäuse, Wanderratten, Ziesel, jungen Kaninchen, Hasen, Bisamratten, Fische, Frösche, Eidechsen, Großinsekten
Feinde
Wildschwein, Fuchs, Marderhund
Geschlechtsreife
ca. im zweiten oder dritten Lebensjahr
Paarungszeit
Ab März/April
Brutzeit
ab Anfang Mai
Eier / Gelege
4 - 5 Eier
Brutdauer
31 bis 36 Tage
Zugverhalten
Kurz- und Langstreckenzieher
Gefährdung
Ungefährdet
Die Rohrweihe (Circus aeruginosus) ist eine paläarktische Greifvogelart aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Ihre Brutverbreitung reicht von der zentralen Mongolei bis nach Portugal sowie von Skandinavien bis Nordafrika. Die Überwinterungsgebiete liegen in West- und Zentralafrika, Arabien sowie auf dem indischen Subkontinent. Die Art bewohnt Schilfbestände, Moore, Seeufer und andere Feuchtgebiete in offener Landschaft, aber auch Getreide- und Rapsfelder. Die Brutzeit der Rohrweihe liegt, je nach Breitengrad, zwischen April und August, wobei zwei bis sieben Eier in einem Bodennest in hoher Vegetation ausgebrütet werden. Es werden zwei Unterarten unterschieden, wobei die Nominatform den Norden des Verbreitungsgebiets bewohnt und die Unterart Circus aeruginosus harterti in Marokko, Algerien und Tunesien vorkommt.

Der Rückgang extensiv bewirtschafteter landwirtschaftlicher Flächen, die Trockenlegung von Sümpfen und die Bejagung der Bestände haben im 19. und 20. Jahrhundert vor allem in dichter besiedelten Teilen des Verbreitungsgebietes zunächst zu starken Bestandsrückgängen geführt, die die Rohrweihe jedoch nach 1950 wieder aufholen konnte. Der weltweite Gesamtbestand wird auf etwa hunderttausend Individuen geschätzt.

Beschreibung & Aussehen

Die Rohrweihe ist mit 48 bis 62 cm Länge fast bussardgroß, aber erkennbar schlanker und schmalflügeliger. Die Flügelspannweite beträgt bis zu 130 cm. Das Gewicht der Männchen beträgt im Durchschnitt 540 g, das der Weibchen im Schnitt 740 g.

Das größere und schwerere Weibchen ist durchgängig dunkelbraun gefiedert und hat einen hellgelben Kopf. Bei ihnen sind die Schultern und die Flügelvorderhand weißlich bis hellgelb. Der Oberkopf und die Kehle sind ähnlich gefärbt. Durch das Auge verläuft ein dunkler Strich bis zum Hinterkopf.
Beim rostbraunen Männchen sind die mittleren Bereiche der Flügel silbergrau, die Flügelspitzen schwarz. Der Stoß (Schwanz) ist lang und grau, der Kopf hellgrau mit dunkler Strichelung.

Die Rohrweihe ist kräftiger und breitflügeliger als andere Weihen. Beim Segeln und Gleiten hält sie wie alle Weihen die Flügel V-förmig nach oben.

Stimme, Gesang & Ruf

Die kiebitzähnlichen Rohrweihenrufe sind nur in der Nähe des Brutplatzes, besonders kurz nach dem Eintreffen aus dem Winterquartier, zu hören. Sie dienen vor allem der Balz oder der Revierverteidigung. Im Singflug lässt das Männchen ein nasales hijäe, quiä oder kjäh hören. Gegenüber Revierkonkurrenten ist der Ruf weicher und kling nasal guig. Weibchen geben bei der Beuteübernahme ein heiseres und leises psie... von sich.

Lebensraum

Die Rohrweihe ist in ihrer Lebensweise enger an Schilf- und Röhrichtbestände gebunden als andere Weihen. In den letzten Jahrzehnten kommt es jedoch auch zunehmend zu Bruten in Getreide- und Rapsfeldern. Sie jagt bevorzugt über dem Röhrichtgürtel und den anschließenden Verlandungszonen. Beute schlägt sie aber auch in Dünen und Wiesen. Auf dem Zug rastet die Rohrweihe meist in Feuchtgebieten. Sie ist dann aber auch regelmäßig auf Agrarflächen zu sehen.

Nahrung & Jagdverhalten

Die Strategie der Rohrweihe ist die Überrumpelung ihrer Beute im niedrigen „gaukelnden“ Suchflug mit v-förmig gehaltenen Flügeln. Sie ergreift die Beutetiere meist dicht am Boden, seltener auf dem Wasser oder in der Luft. Die Beute setzt sich zu 70–80 % aus Singvögeln und (zumeist jungen) Wasservögeln wie Enten, Teich- und Blässrallen zusammen. Zur Brutzeit schlägt sie vor allem Küken und Nestlinge und frisst auch Eier ab einer Größe von Elstern-Eiern. Bei entsprechendem Angebot kann der Hauptteil der Nahrung aber auch aus Feldmäusen, Wanderratten, Zieseln, jungen Kaninchen und Hasen sowie Bisamratten bestehen. Daneben gehören in geringem Maße auch Fische, Frösche, Eidechsen und Großinsekten zum Nahrungsspektrum. Die Rohrweihe geht auch an Aas und jagt gelegentlich anderen Vögeln die Beute ab.

Obwohl Vögel ein Teil ihres Nahrungsspektrums sind, findet man nur selten Rupfungen der Rohrweihe. Sie bearbeitet ihre Beute dort, wo sie sie geschlagen hat. Dies sind nicht selten offene Plätze im Röhricht oder auf Pfählen. Anders als eine Reihe anderer Greifvögel hat sie keine festen Rupfplätze.

Fortpflanzung, Balz & Brut

Ab März/April ist der beeindruckende akrobatische Balzflug des Männchens zu beobachten: Scheinangriffe gegen das Weibchen, Sturzflüge und plötzliches Seitwärtskippen mit nachfolgendem Sturzflug dienen der Bindung zwischen den Partnern.

Das Nest wird in der Regel in dichten Röhricht über dem Wasser gebaut oder zwischen Sumpfpflanzen direkt auf dem Boden. Nester werden manchmal in Getreidefeldern, selten in Wiesen, errichtet. Der Nestplatz wird von einigen Paaren wiederbenutzt. Das Nest ist ein großer Haufen aus Stöcken, Altschilf und ähnlichem Material. Es ist größer als das anderer Weihen. Am Nestbau ist fast ausschließlich das Weibchen beteiligt.

Rohrweihen ziehen nur ein Gelege pro Jahr groß. In Mitteleuropa findet die Eiablage ab Anfang Mai statt und kann sich bis Juni hinziehen. Das typische Vollgelege umfasst vier bis fünf Eier. Sehr große Gelege können auch aus acht Eiern bestehen. Die Eier sind kurzelliptisch mit einer glatten Schale, die glanzlos ist. Die Eischale ist bläulichweiß und verfärbt sich durch das Nistmaterial häufig während der Brutzeit. Es brütet allein das Weibchen, das in dieser Zeit von dem Männchen gefüttert wird. Die Inkubationszeit beträgt 31 bis 36 Tage.

Jungvögel & Aufzucht

Die Schlupfabstände zwischen den einzelnen Jungvögeln sind unterschiedlich. Während der ersten sieben bis zehn Nestlingstagen werden die Jungvögel intensiv durch das Weibchen gehudert. Auch in dieser Zeit bringt allein das Männchen Futter zum Nest und versorgt dabei auch das Weibchen. Die Beute wird dem Weibchen im Fluge oder auf dem Boden übergeben. Mit zunehmendem Alter der Nestlinge jagen beide Elternvögel nach Nahrung. Die Nestlinge sind mit 21 bis 28 Tagen voll befiedert und sind ab ihrem 35. bis 40. Lebenstag flugfähig. Sie halten sich die ersten vierzehn Tage nach Ausflug in Horstnähe auf. Bis zu ihrer vollständigen Selbständigkeit vergehen in der Regel weitere 2–3 Wochen.
Die Jungen der Rohrweihen sind Nesthocker, die zunächst nur an Kopf, Körper und Schenkeln Daunen haben. Im ersten Daunenkleid dominiert noch die rosa Haut. Bei frisch geschlüpften Rohrweihen ist der Oberschnabel schwarz und der Unterschnabel fleischfarben bis rosa. Die Schnabelspitze ist schwarz. Die Wachshaut und die Schnabelkanten sind leicht rötlich rahmfarben. Mit zunehmendem Alter färben sich die Wachshaut, die Schnabelkanten sowie die Beine in ein gelb um. Die nackte Haut um das Auge wird schwarzgrau. Der Schnabel wird vollständig schwarz. Während des Umfärbeprozesses ist die Schnabelbasis zunächst blass blaugrau, bevor auch sie vollständig schwarz wird.

Wichtiger Hinweis:

Dieser beschreibende Text basiert auf dem Artikel Rohrweihe aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.