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Steckbrief
Giraffe Giraffa camelopardalis

Die Giraffen (Giraffa) sind eine Gattung der Säugetiere aus der Ordnung der Paarhufer. Ursprünglich wurde ihr mit Giraffa camelopardalis und der Trivialbezeichnung „Giraffe“ nur eine einzige Art zugewiesen. Molekulargenetische Untersuchungen aus dem Jahr 2016 zeigen jedoch, dass die Gattung wenigstens vier Arten mit sieben eigenständigen Populationen umfasst. Die Giraffen stellen die höchsten landlebenden Tiere der Welt. Zur Unterscheidung vom verwandten Okapi (sogenannte „Waldgiraffe“) werden sie auch als Steppengiraffen bezeichnet.

Beschreibung & Aussehen

Männchen (Bullen) werden bis zu 6 Meter hoch und wiegen durchschnittlich rund 1600 Kilogramm. Weibchen (Kühe) werden bis zu 4,5 Meter hoch und wiegen etwa 830 Kilogramm bei einer Schulterhöhe zwischen 2 und 3,5 Metern.

Der Hals der Giraffen ist außergewöhnlich lang. Wie bei fast allen Säugetieren besteht die Halswirbelsäule gleichwohl aus nur sieben Halswirbeln, die aber stark verlängert sind. Der Hals wird von einer einzigen, sehr starken Sehne in einem Winkel von etwa 55° gehalten. Die Sehne verläuft vom Hinterkopf der Giraffe bis zum Steiß und ist für den „Höcker“ zwischen Hals und Körper verantwortlich. Der Ruhezustand hält Hals und Kopf in der aufrechten Position; um den Kopf nach unten zu bewegen, z. B. zum Trinken, muss die Giraffe Muskelarbeit aufbringen. Die Zunge kann 50 Zentimeter lang werden. Sie ist zum Greifen befähigt und im vorderen Bereich zum Schutz vor Sonnenbrand stark pigmentiert.
Das Muster des Haarkleids besteht aus dunklen Flecken, die sich von der helleren Grundfarbe abheben. Je nach Art variieren Form und Farbe der Flecken. Die Unterseite ist hell und ungefleckt. Die Flecken dienen der Tarnung und der Regulierung der Körpertemperatur. Im Unterhautgewebe verläuft um jeden Flecken eine ringförmige Arterie, die Äste in den Flecken hinein aussendet. Über eine stärkere Durchblutung kann die Giraffe so mehr Körperwärme abgeben und ist nicht auf Schatten angewiesen. Vor allem bei männlichen Giraffen werden die Flecken mit zunehmendem Alter dunkler. Dies geschieht jedoch nicht bei allen Individuen im gleichen Maß oder in der gleichen Intensität, so dass hellere und dunklere Tiere in derselben Altersklasse auftreten. Nach Untersuchungen an Tieren aus dem Etosha-Nationalpark sind dunklere Altbullen häufig einzelgängerisch und zeichnen sich durch ein dominantes Auftreten gegenüber Geschlechtsgenossen bei der Fortpflanzung aus. Gleichalte hellere Individuen führen dagegen häufig ein Leben im Verband und sind weniger dominant, was zu geringeren Erfolgen in der Verpaarung mit Kühen führt. Demnach gibt die Fellfarbe den sozialen Status eines Individuums wieder.

Der Geruch des Haarkleids ist für den Menschen unangenehm. Giraffenbullen riechen stärker als -kühe. An Fäkalien erinnern speziell die Stoffe Indol und Skatol, darüber hinaus finden sich Octan, Benzaldehyd, Heptanal, Octanal, Nonanal, p-Kresol, Tetradecan- und Hexadecansäure im Fell. Die meisten dieser Verbindungen hemmen das Wachstum von Bakterien oder Pilzen, wie sie auf der Haut von Säugetieren vorkommen. Der Gehalt von p-Kresol im Giraffenhaar ist ausreichend, um Zecken abzuschrecken.

Zwei zapfenartige Hörner sitzen bei beiden Geschlechtern dem Kopf auf. In seltenen Fällen wächst dahinter ein weiteres Hornpaar. Manche Giraffen haben zudem einen knochigen Höcker zwischen den Augen, der ähnlich wie die Hörner strukturiert ist.

Giraffen erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von 55 km/h. Die langen Beine können die Giraffe aber nur auf festem Untergrund tragen. Sumpfige Gegenden werden von den Tieren daher gemieden.

Giraffen verständigen sich im für Menschen nicht hörbaren Infraschallbereich mit Frequenzen unter 20 Hertz.
Wegen der Länge des aufrechten Halses führt die Schwerkraft in den Blutgefäßen auf Herzhöhe zu einem ungewöhnlich hohen Druck, dem entgegengewirkt werden muss. Das Herz der Giraffen muss daher besonders leistungsstark sein, um den erforderlichen Blutdruck zu erzeugen. Es wiegt im Durchschnitt ähnlich wie bei anderen Säugern etwa 0,51 % des Körpergewichts.

Der Blutdruck, gemessen an herznahen Arterien, beträgt 280 zu 180 mm Hg (Vergleich Mensch: 120 zu 80) und ist damit der höchste aller Säuger. Dadurch ist er ausreichend, um auch im zwei Meter höher liegenden Kopf noch einen arteriellen Mitteldruck von 75 mm Hg zu erreichen (Mensch: 60 mm Hg). Durch die Schwerkraft und den dadurch ausgelösten Druck der Wassersäule in den Beingefäßen kommt es in den Arterien in den Füßen zu einem Druck von 400 mm Hg (Mensch: 200 mm Hg). Um dem Austritt von Flüssigkeit in den Beinen und einer Entstehung von Ödemen vorzubeugen, sind die Beinarterien besonders dickwandig. Auch sitzt die Haut an den Beinen besonders eng, so dass sie wie ein Kompressionsstrumpf wirkt. Um den hohen Druck aufzubauen, liegt die Herzfrequenz in Ruhe bei 60 bis 90 Schlägen pro Minute (Mensch: 70), im Galopp wurden 175 Schläge pro Minute gemessen. Dies ist ungewöhnlich hoch, da die Herzfrequenz bei Säugetieren in der Regel mit zunehmendem Körpergewicht abnimmt und somit bei vergleichbar schweren Tieren deutlich niedriger liegt.

Große Druckunterschiede entstehen im Kopf, wenn die Giraffe sich herunterbeugt, beispielsweise um zu trinken: Der arterielle Druck gleicht sich dann dem in den Füßen an. Ansammlungen von Flüssigkeiten um das Gehirn könnten lebensgefährlich sein. Um solche Ansammlungen zu vermeiden, hat die Giraffe ein Netzwerk gehirnnaher elastischer Blutgefäße, die bei Druckanstieg Blut aufnehmen können und so zur Entlastung führen. Ein Stau in den Venen wird so vermieden. Außerdem haben die großen Halsvenen, die Jugularvenen, Klappen, die bei anderen Säugern nicht vorkommen, um einen Rückfluss bei gesenktem Kopf zu verhindern.Entgegen mancher populärwissenschaftlicher Darstellung konnten jedoch keine Klappen in den Halsarterien nachgewiesen werden.
Giraffen leben einzelgängerisch oder in losen Verbänden. Dabei hängt das Sozialverhalten vom Geschlecht ab: Weibchen tun sich stets zu Herden von 4 bis 32 Tieren zusammen, die jedoch immer wieder in der Zusammensetzung wechseln. Junge oder weniger dominante Männchen formen eigene Verbände, sogenannte Junggesellengruppen, dominante Altbullen sind meist Einzelgänger. Die Gruppengröße ist abhängig vom Lebensraum und wird nicht durch die Anwesenheit größerer Beutegreifer beeinflusst. Auffälligerweise finden sich Kühe mit Nachwuchs häufiger in kleineren Gruppen zusammen. In der Namib im südwestlichen Afrika bilden gemischte Gruppen zumeist größere Verbände als eingeschlechtige Gruppen, wodurch die Geschlechterzusammensetzung einen wichtigen Einfluss darstellt.

Demgegenüber nehmen Herden mit Jungtieren nicht an Größe zu, was den Schluss zulässt, dass bei den Giraffen der Schutz des Nachwuchses vor Bejagung nicht über die Gruppengröße gesteuert wird. Einen weiteren wichtigen Faktor bei der Herdenbildung stellt die räumliche Verfügbarkeit von Nahrung dar. Dieser greift aber nicht über die Jahreszeiten hinweg, wodurch Herden als relativ stabil angesehen werden können. Fluktuationen in der Herdengröße sind demnach vom Nahrungsangebot abhängig und können über Tage deutlich schwanken. So kommt es häufig in den Morgen- und Abendstunden zu größeren Zusammenschlüssen, die der gemeinsamen Nahrungsaufnahme dienen.

Giraffen schlafen mehrmals innerhalb eines 24-Stunden-Tages, dabei liegen sie mit angezogenen Beinen auf dem Bauch, mit dem Kopf nach hinten auf dem Körper. Der Schlaf dauert in der Regel nur kurze Zeit, in mehr als der Hälfte aller Beobachtungen weniger als 11 Minuten, im Maximum bis zu 100 Minuten. Die REM-Phase währt im Mittel 3 Minuten. Es wird angenommen, dass die Tiere in der liegenden Stellung Raubtieren schutzlos ausgeliefert sind, da sie nur langsam aufstehen können und sich durch Treten mit den Beinen verteidigen. Den größten Teil der Nacht verbringen sie mit Wiederkäuen. Tagsüber dösen Giraffen hin und wieder kurz im Stehen, was insgesamt weniger als 50 Minuten eines 24-Stunden-Tages ausmacht. Dadurch kommt ein Individuum auf etwa 4,6 Stunden Schlaf je Tageszyklus. Jungtiere schlafen durchschnittlich länger.

Lebensraum

Giraffen sind in afrikanischen Savannen verbreitet. Heute leben sie nur noch südlich der Sahara, vor allem in den Grassteppen Ost- und Südafrikas. Die Bestände nördlich der Sahara wurden frühzeitig durch den Menschen ausgerottet: während des frühen Altertums im Niltal und etwa im 7. Jahrhundert in den Küstenebenen Marokkos und Algeriens. Im 20. Jahrhundert verschwanden Giraffen aus vielen weiteren Bereichen ihres Verbreitungsgebiets.

Nahrung

Giraffen beweiden bevorzugt Akazien. Dabei greifen die Tiere einen Zweig mit ihrer bis zu 50 cm langen Zunge, ziehen ihn ins Maul und streifen durch Zurückziehen des Kopfes die Blätter ab. Zunge und Lippen sind so beschaffen, dass sie trotz der dornigen Äste keinen Schaden nehmen. Durch die hohe Bisskraft und die massiven Mahlzähne können die Äste, Blätter und Zweige zügig kleingemahlen werden und rutschen innerhalb kürzester Zeit den bis zu 2,5 Meter langen Hals herab. Jeden Tag nimmt eine Giraffe etwa 30 kg Nahrung auf; hierfür benötigt sie sechzehn bis zwanzig Stunden. Der Flüssigkeitsbedarf wird größtenteils aus der Nahrung gedeckt, so dass Giraffen wochenlang ohne zu trinken auskommen können. Wenn sie doch trinken, müssen sie die Vorderbeine weit spreizen, um den Kopf weit genug zur Wasserquelle herabsenken zu können; ebenso verfahren sie, wenn sie Nahrung vom Boden aufnehmen, was sie allerdings nur unter sehr ungünstigen Umständen tun.
Entgegen weit verbreiteter Meinung fressen Giraffen, vor allem in der Trockenzeit, von niedrigen Büschen bzw. auf halber Körperhöhe. Aus diesem Grund wird mittlerweile angezweifelt, dass die Giraffen ihren langen Hals nur aufgrund von Nahrungsauswahl haben. Ein Argument, das gegen die Nahrungsaufnahme-Theorie spricht, ist, dass Giraffen im Laufe der Evolution stärker ihren Hals verlängert haben als ihre Beine. Längere Beine wären jedoch energetisch günstiger, wenn es nur um Höhengewinn ginge. Eine aktuelle Theorie für den langen Hals sieht daher den Kampf der Giraffen-Männchen um Dominanz und Weibchen als einen Hauptgrund. Ein langer Hals ist dabei im Kampf vorteilhaft.

Fortpflanzung & Paarung

Treffen zwei Bullen aufeinander, kommt es meistens zu einem ritualisierten Kampf, bei dem die Tiere nebeneinander stehen und ihren Kopf gegen den Hals des Konkurrenten schlagen. Zur Paarungszeit können solche Kämpfe aggressiver ausfallen und eine Heftigkeit annehmen, bei der einer der Konkurrenten bewusstlos geschlagen wird.

Jungtiere & Aufzucht

Die Tragzeit dauert 14 bis 15 Monate. In der Regel wird nur ein einziges Kalb geboren. Die Geburt erfolgt im Stehen, so dass die Neugeborenen aus zwei Metern Höhe zu Boden fallen. Neugeborene Giraffen sind etwa 50 Kilogramm schwer und 1,8 Meter hoch, erreichen so gerade das Euter der Mutter. Während ihre Beine zu diesem Zeitpunkt schon weit entwickelt sind, wächst ihr Hals postnatal noch auf die fast dreifache Länge an. Sie stehen innerhalb einer Stunde fest auf ihren Beinen und fangen nach wenigen Stunden an zu laufen. Allerdings werden die Kälber erst nach zwei bis drei Wochen mit der Herde vereint.

Ein Kalb bleibt etwa eineinhalb Jahre bei seiner Mutter. Mit vier Jahren wird es geschlechtsreif, mit sechs Jahren erreicht es die volle Größe. In Gefangenschaft können Giraffen bis zu 35 Jahre alt werden. Das Maximalalter in freier Wildbahn wird für männliche Tiere auf 22, für weibliche auf 28 Jahre geschätzt, es liegen aber bisher zu wenige Untersuchungen vor.

Gegen Raubtiere verteidigen sich ausgewachsene Giraffen mit Schlägen ihrer Vorderhufe. Aufgrund ihrer Größe und Wehrhaftigkeit werden sie allerdings nur selten angegriffen. Jungtiere fallen dagegen häufig Löwen, Leoparden, Hyänen und Wildhunden zum Opfer. Trotz des Schutzes durch die Mutter erreichen nur 25 bis 50 Prozent der Jungtiere das Erwachsenenalter.

Wichtiger Hinweis:

Dieser beschreibende Text basiert auf dem Artikel Giraffen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.