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Steckbrief
Chamäleon Chamaeleonidae

Die Chamäleons (Chamaeleonidae) (griech. χαμαιλέων chamailéōn „Erdlöwe“) sind eine Familie der Leguanartigen (Iguania) innerhalb der Schuppenkriechtiere (Squamata).

Es sind über 200 Arten beschrieben, die sich in zwei Unterfamilien aufteilen: Die Echten Chamäleons (Chamaeleoninae) und die Stummelschwanzchamäleons (Brookesiinae). Nahezu alle Chamäleons sind in ihrem natürlichen Lebensraum gefährdet, weshalb sie unter das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen fallen und ihre Haltung somit meldepflichtig ist.

Beschreibung & Aussehen

Chamäleons weisen einige typische körperliche Merkmale auf. Auffällig sind ihr gedrungener Rumpf, der hohe Rücken und der kompakte Schädel. Zu den charakteristischen Merkmalen zählen außerdem ihre spezialisierten, unabhängig voneinander bewegbaren Augen, ihre Greifhände, die ausgeprägte Farbwechselfähigkeit der meisten Arten sowie ihre lange, zur Jagd einsetzbare Zunge. Chamäleons können ihre Körperform teilweise variieren, indem sie sich aufblähen oder am Kopf befindliche Lappen abspreizen (Physiophrenie). Dadurch ist es schwierig, einige Arten genau zu bestimmen. Die Körperformen und Merkmale sind auch innerhalb einer Art stark variabel und von Alter und Geschlecht abhängig.
Der Kopf der Chamäleons fällt durch seine außergewöhnliche Form und die großen Augen auf. In der Unterfamilie der Echten Chamäleons, seltener auch bei den Stummelschwanzchamäleons, trägt er häufig einen ausgeprägten Schädelschmuck, bestehend aus Hörnern, Schnauzenfortsätzen und charakteristischen Helmformen, die artspezifisch variieren. Diese festen Merkmale erleichtern die Identifizierung auch sich stark ähnelnder Chamäleonarten. Es gibt Arten, die sehr kleine Schnauzenfortsätze tragen (Calumma nasutum) oder Tiere mit einem langen Schnauzenfortsatz (Calumma parsonii). Für die Kommunikation unter den Tieren sind diese Fortsätze ein wichtiger Faktor. Außerdem existieren horntragende Arten, die man nach Anzahl und Form der Hörner leicht unterscheiden kann. Eine Unterart, Trioceros quadricornis gracilior, bildet bis zu sechs Hörner aus, andere wie das bekannte Trioceros johnstoni besitzen nur drei oder auch weniger.

Des Weiteren tragen die Echsen Occipitallappen, eine Art des Kopfschmucks. Diese Lappen sind spreizbar und spielen bei Konkurrenzkämpfen eine Rolle. Daneben wirken Chamäleons mit abgespreizten Lappen größer und können so potentielle Fressfeinde einschüchtern.

Charakteristisch für die Familie sind auch die verschiedenen Schuppenkämme, die an Kehle, Bauch und vor allem am Rücken vorkommen. Die Form des Rückenkamms variiert je nach Art teilweise stark. Entweder sind es Kegelschuppen oder Stacheln, die ihn bilden, oder er gleicht in seiner Form einem Segel, wie zum Beispiel bei Trioceros cristatus.

Der hinten am Kopf befindliche Helm ist ein Merkmal, das alle Chamäleons teilen. Er wird bei einigen Arten bis zu 8 cm hoch, teilweise ist er jedoch auch kaum sichtbar. Er hat die Funktion, den Umriss des Chamäleons zu verändern, sodass es eher einem Pflanzen-Teil ähnelt als einem Tier. Außer zur Tarnung dienen die auffälligen Helme auch der Kommunikation.
Chamäleonaugen sind ein besonders typisches Merkmal dieser Echsen. Sie gelten als sehr hoch entwickelt und sind leistungsfähiger als das menschliche Auge. Sie haben zwar auch eine Linse, allerdings ist nur die Pupille sichtbar. Partien der Hornhaut werden von schuppenartigen Lidern umschlossen, die zum Teil mit dem Augapfel verwachsen sind. Die Sehschärfe wird durch die Hornhaut bewirkt. Durch das Lidloch und die Pupille tritt zusätzlich ein Effekt ein, der am ehesten mit einer Lochkamera vergleichbar ist und mit der Erhöhung der Schärfentiefe die Wirkung einer stenopäischen Lücke aufweist. Somit kann das Tier mögliche Feinde rasch erkennen und Schutz im Blattwerk suchen. Eine weitere Besonderheit ist der natürliche Sichtschutz des Chamäleonauges. Auf den Zapfen der Netzhaut, die nebenbei ein Zeichen für Tagaktivität und Farbensehen sind, können sich winzige Öltropfen anlagern, die angrenzende Sehnerven schützen, indem sie den Lichteinfall abschwächen.

Eine weitere Fähigkeit, die in dieser Ausprägung nur bei Chamäleons vorkommt, liegt im unabhängigen Bewegen der Augen. Die Augen sind so angeordnet, dass sich die Gesichtsfelder nur in einem kleinen Bereich zu einem Bild überlagern können, und so meistens zwei einzelne Bilder entstehen. Allerdings ist bis heute unbekannt, wie die beiden Bilder im Gehirn verarbeitet werden.

Die ungewöhnliche Beweglichkeit der Augen wird durch einen komplexen Muskelapparat gewährleistet.

Der Gebrauch der Augen bei der Jagd folgt einem festen Muster und gilt für jede Chamäleonart:

Zuerst wird unabhängig voneinander die gesamte Umgebung abgesucht.
Ist ein Beutetier gefunden, wird es mit beiden Augen fokussiert.

Die Augen stehen aus dem Kopf regelrecht heraus. Dadurch wird das Blickfeld erheblich vergrößert, vertikal beträgt es 90°, horizontal 180° pro Auge. Es ergibt sich ein beidäugiges Blickfeld von 342°. Dadurch entsteht ein toter Winkel von 18°, der nur einen Teil des Rückens umfasst.

Abgesehen vom Aspekt des Sehens hat das Auge auch die Funktion der innerartlichen Kommunikation. Durch das Färben der Augenpartien wird Paarungsbereitschaft oder Wiedererkennung innerhalb der Art signalisiert.

Zum Schlafen werden die Augen nach unten gesenkt und die Pupillen in eine Hautfalte gedreht, in der sie mit Hornplatten geschützt sind. Manche Arten können auch die gesamten Augen in den Kopf zurückziehen.
Auch typisch für Chamäleons ist ihre Schleuderzunge. Sie ist in ihrer Form einzigartig und kann eine Zugkraft von etwa 0,4 Newton aufbringen (Dischnerscher Versuch mit Chamaeleo montinum 1958). Sie kann das eineinhalbfache der Länge des Chamäleons erreichen.

Die Zunge ist im Kehlsack auf dem Zungenbein, einem Sesambein, zusammengezogen. Dabei wird sie nicht aufgerollt, sondern ist mit einem kurzen Stück Gummiband vergleichbar. Das Zungenbein ist mit zwei Gelenken ausgestattet, die den gesamten Knochen nach vorne schieben können. Im Falle eines Zungenschusses wird das Zungenbein nach vorne geschoben und die Muskulatur der Zunge angespannt, wodurch die Zunge aus dem Maul herausschnellt. Dieser Vorgang geschieht in einer Zehntelsekunde. Dadurch hat das Beutetier nur eine ausgesprochen geringe Chance zu fliehen.

Kurz bevor die Zunge das Beutetier berührt, kontrahiert ein Muskel an ihrer verdickten Spitze, der für die Bildung eines kegelförmigen Hohlraumes sorgt. Dadurch entsteht ein Sog, der die Beute an die Zunge heransaugt. Zusätzlich ist die Zunge mit einem nicht klebenden Sekret benetzt, was jedoch die Haftungfläche vergrößert und deswegen dafür sorgt, dass das Chamäleon die Beute leichter erfassen kann. Zuletzt schnellt die Zunge samt Beute wieder zurück in das Maul der Echse, indem sie sich erneut zusammenzieht.
Die fünf Phasen des Zungenschusses

1. Das Beutetier wird fixiert und auf Größe, Form und Art geprüft, Ermittlung des Abstandes zwischen Chamäleon und Beute
2. Das Maul öffnet sich langsam, die Zunge wird vorbereitet und ein Stück nach vorne geschoben
3. Die Zunge wird abgeschossen
4. Das Beutetier wird erfasst
5. Die Beute wird ins Maul gezogen, im Maul festgehalten, während sich die Zunge in den Kehlsack zurückzieht. Dann wird die Beute als Ganzes hinuntergeschluckt

Auch für die Wasseraufnahme wird die Zunge benutzt. Einige Arten lecken das Wasser von Blättern, andere benutzen sie als Wasserleitung, indem sie die Zunge an Äste oder Blätter legen, über die Wasser fließt. So läuft es an der Zunge herunter direkt ins Maul.

Arten, die auf langsame Beute wie Schnecken spezialisiert sind, benötigen den Zungenschuss nicht. Sie nehmen die Beute direkt mit dem Maul auf.
Der gesamte Körper der Echten Chamäleons ist für ein Leben in den Bäumen ausgerichtet, obwohl einige Arten nahezu ausschließlich bodenbewohnend sind (z. B. Chamaeleo namaquensis). Mit ihrem Körper imitieren sie verschiedene Teile von Pflanzen. Die Echten Chamäleons erinnern mit ihrem Körper an Blätter und Kronenpartien der Bäume, die Stummelschwanzchamäleons eher an altes Holz oder Laub (z. B. Brookesia decaeyi).

Die Füße sind zangenähnlich umgeformt, sodass sich jeweils zwei oder drei aneinanderliegende Zehen gegenüberstehen. Dadurch wird das Greifen nach Ästen deutlich erleichtert. Einige Arten haben kräftige Krallen, die den Griff zusätzlich sichern. Die Extremitäten haben einen besonderen Aufbau: Insgesamt ist jeder Fuß mit fünf Zehen ausgestattet, wobei jeweils zwei und drei Zehen miteinander verwachsen sind. Dabei sind die Hinterfüße genau umgekehrt in der Anordnung zu den Vorderfüßen (2-3 3-2).

Zusätzlich zu den Extremitäten unterstützt bei den Echten Chamäleons der Greifschwanz das Klettern. Jedoch kann der Schwanz nicht abgeworfen werden (Autotomie), wie es bei anderen Echsenarten der Fall ist. Bei Stummelschwanzchamäleons hat der Schwanz, da er relativ unbeweglich ist, nur eine abstützende Funktion.

Chamäleons können bei einem Fall aus größerer Höhe die Lungen aufblähen und damit den Sturz abfangen. Die Körpergröße schwankt innerhalb der Familie stark, wobei die Männchen meist größer sind als die Weibchen. Die größten Arten findet man in der Unterfamilie der Echten Chamäleons, Stummelschwanzchamäleons bleiben deutlich kleiner, unter ihnen befinden sich auch die kleinsten Chamäleons und einige der kleinsten Amnioten.

Das Riesenchamäleon (Furcifer oustaleti) sowie Calumma parsonii erreichen eine maximale Gesamtlänge von ungefähr 68 cm und bilden mit die größten Arten, im Gegensatz dazu ist das 2012 entdeckte Brookesia micra das mit 3 cm kleinste Chamäleon.

Der zähe Speichel (400 Mal zäher als der Speichel des Menschen) ermöglicht es Chamäleons, Beute mit einem Drittel ihres Körpergewichts zu erwischen. Nicht Festsaugen, wie man früher dachte, sondern der Speichel dient hierbei der Haftung der Beute auf der Zunge.
Während der Sehsinn besonders gut ausgebildet ist, ist das Gehör der Chamäleons relativ schlecht entwickelt. Eine Ausnahme ist das zum Bodenbewohner gewordene Chamaeleo namaquensis, dessen Gehör deutlich feiner als das anderer Chamäleons ist.

Die Nase hat nur eine Atemfunktion. Das Riechen geschieht, wenn es überhaupt stattfindet und kein ausgesparter Sinn ist, über das Jacobson-Organ.
Der Farbwechsel dient bei Chamäleons nicht in erster Linie der Tarnung, sondern vor allem zur Kommunikation mit Artgenossen.[8] Die Bereitschaft zur Balz wird zum Beispiel oft von auffälligeren Farben und Mustern begleitet. Die Färbung hängt zudem von äußeren Faktoren wie Temperatur, Sonneneinstrahlung, Tageszeit oder Luftfeuchtigkeit ab. Bei hohen Temperaturen färben sich die Tiere hell, um das einfallende Licht zu reflektieren. Bei niedrigen Temperaturen nehmen sie eine dunkle Farbe an, um die Energie des Lichts aufzunehmen. Ist es jedoch einer zu hohen Sonneneinstrahlung ausgesetzt, färbt es sich durch UV-absorbierende Melanine schwarz. In der Nacht nimmt es sehr helle Farben an. Mit zunehmendem Alter und bei Krankheit werden die Farben blasser. Das prinzipiell mögliche Spektrum an Farben und Mustern ist stark artspezifisch. Einige Arten haben nur ein sehr kleines Farbspektrum (wie zum Beispiel die Stummelschwanzchamäleons) oder können ihre Farbe gar nicht wechseln. Der Farbwechsel läuft art- und situationsabhängig unterschiedlich schnell ab. Am schnellsten wechseln die Farben in Gefahren- oder Kampfsituationen.

Die rasche, sogenannte physiologische Farbänderung wird durch aktive Veränderungen oberflächennah gelegener Farbzellen (Chromatophoren) möglich, die in Schichten unter der Oberhaut übereinander liegen. Dabei werden Pigment-haltige Organellen innerhalb des Zytoplasmas dieser dermalen Chromatophorenzellen in Form und Anordnung verändert, verteilt ausgebreitet (Dispersion) oder zusammengeballt konzentriert (Aggregation). Einfallendes Licht kann so je nach enthaltenem Pigment, intrazellulärer Anordnung und Zelllage der spezifischen Chromatophorentypen von verschiedenen Schichten lokal unterschiedlich reflektiert werden. Die obere Schicht enthält meist vornehmlich Xanthophoren bzw. Erythrophoren mit gelblicher und rötlicher Färbung durch Carotinoide. Darunter befindet sich eine Zellschicht von Melanophoren mit schwarzbraunen Melaninen. Die Farbzellen der untersten Schichten sind zumeist Guanophoren und durch Eigenschaften ihres kristallinen Farbstoffes Guanin in der Lage, einfallendes Licht zu brechen und irisierende Effekte zu erzeugen (Iridophoren). Bei Chamäleons sind hier charakteristischerweise zwei Schichten von Guanophoren zu unterscheiden, wobei die oberflächennäheren (superfiziellen oder S-)Iridophoren kleinere Guanin-Nanokristalle aufweisen, deren räumliche Anordnung in triangulärem Gitter aktiv verändert werden kann. Der aktuelle Farbeindruck ergibt sich jeweils durch das Zusammenspiel aller Farbzellen gemeinsam. Die untere, deutlich dickere Iridophorenschicht macht die Tiere möglicherweise toleranter gegenüber Sonneneinstrahlung, indem sie einen Teil der Strahlen, insbesondere infrarotnaher Frequenzen, reflektiert.

Nahrung

Chamäleons ernähren sich von Insekten und anderen Gliederfüßern; größere Exemplare fressen auch kleine Vögel, genauso wie kleinere Artgenossen nicht verschmäht werden.

Fortpflanzung, Eier & Jungtiere

Als Echsen legen sie meist (durchschnittlich 4 Wochen nach der Begattung) Eier, sind also ovipar. Sie können 5-35 Eier legen. Die Embryonalentwicklung dauert ausgesprochen lange, bei einigen Arten mehr als zwei Monate. Nach dem Schlupf zeichnen sich die Jungen jedoch durch ein schnelles Körperwachstum aus. Das Poroto-Dreihornchamäleon (Trioceros fuelleborni) bringt vollentwickelte Junge zur Welt (ovovivipar). Ovoviviparie tritt besonders häufig bei Reptilien-Arten in sehr kühlen Lebensräumen auf, da der Boden keine ausreichend hohe Temperatur für die Entwicklung der Eier bietet.

Wichtiger Hinweis:

Dieser beschreibende Text basiert auf dem Artikel Chamäleons aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.