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Steckbrief
Wanzen Heteroptera

Wanzen (Heteroptera) sind Insekten und gehören zur Ordnung der Schnabelkerfe (Hemiptera). Von den weltweit etwa 40.000 bekannten Arten leben in Europa ca. 3000.

Beschreibung & Aussehen

Wanzen bestehen wie alle Insekten aus drei Körperabschnitten, die ihrerseits aus drei oder mehr einzelnen Segmentabschnitten zusammengesetzt sind: Kopf (Caput), Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen).
Alle zu den Wanzen gehörenden Gruppen sind durch einen Saugrüssel gekennzeichnet. Dieser ist nicht wie bei den Zikaden (Auchenorrhyncha) und Pflanzenläusen (Sternorrhyncha) in den Kehl- beziehungsweise Brustbereich verlagert, sondern sitzt direkt am Kopfbereich an. Am Kopf befinden sich meist viergliedrige Fühler oder Antennen. Bei einigen Arten wie den Bodenwanzen (Lygaeidae) und den Erdwanzen (Cydnidae) sind zwischen den Fühlergliedern oft verlängerte Zwischenstücke vorhanden, welche echte Glieder vortäuschen. Im Bereich des Scheitels zwischen den Komplexaugen liegen Einzelaugen (Ocellen), die bei manchen Familien fehlen können. In der Mitte vor den Komplexaugen und der Stirn befindet sich die Stirnschwiele (Clypeus). Sie wird beiderseits von den Wangen (Paraclypei) flankiert. An der Kopfunterseite befinden sich die oft eine Längsrinne bildenden Wangenplatten (Bucculae) mit dem Ansatz der Mundwerkzeuge, die einen Rüssel (Rostrum) bilden. Die stechend-saugenden Mundwerkzeuge bestehen aus einer drei- oder viergliedrigen Röhre (Labium, Unterlippe), die auf der Oberseite über eine schmale Längsrinne verfügt. Diese wird am Ansatz außen von der Oberlippe (Labrum) abgedeckt. Beiderseits inserieren Stechborsten (Mandibeln), welche an ihrer Spitze scharfe Zähnchen besitzen und mit deren Hilfe winzige Löcher in Pflanzen oder Beutetiere gebohrt werden. Die Mandibeln umgeben die Maxillen, die wiederum zwei Kanäle – einen Nahrungskanal und einen Speichelkanal – umgeben.
Der Brustabschnitt (Thorax) ist in drei Segmente geteilt: Prothorax, Meso- und Metathorax. Jedes dieser Segmente trägt ein Beinpaar. Der Rückenteil des Prothorax wird als Halsschild (Pronotum) bezeichnet. Der Rückenteil des Mesothorax heißt Schildchen (Scutellum). Beide Elemente sind bei den verschiedenen Wanzenfamilien vielfach sehr unterschiedlich gestaltet. Das Schildchen kann bei einigen Arten, zum Beispiel bei den Schildwanzen, die Flügel bis zur Hinterleibsspitze überragen. Die entsprechenden Brustabschnitte auf der Bauchseite werden als Pro-, Meso- und Metasternum bezeichnet; die seitlichen jeweils Pro-, Meso- und Metapleuren. Die Metapleuren tragen die Öffnungen der charakteristischen Duftdrüsen der Wanzen sowie ein Paar Atemöffnungen (Stigmen). Meso- und Metathorax sind die flügeltragenden Elemente. Die Vorderflügel sind teilweise, etwa bis zu zwei Drittel, verhärtet (sklerotisiert) und bestehen aus einem harten vorderen Bereich (Corium) sowie einer häutigen hinteren Membran. Man spricht in diesem Fall von Halbdecken (Hemielytren). An der Innenseite des Coriums befindet sich ein Areal, welches als Clavus bezeichnet wird. Die Hinterflügel sind immer vollständig häutig, können aber auch fehlen. Die Beine folgen in ihrem Aufbau dem Schema der Insektenextremitäten. Sie bestehen aus der Hüfte (Coxa), dem Schenkelring (Trochanter), Schenkel (Femur), Schiene (Tibia) und Fuß (Tarsus). Der Fuß verfügt über Krallen, Haftlappen und Haare an der Spitze. In Anpassung an ihre spezifischen Lebensweisen können die Beine zu Lauf-, Sprung-, Fang- oder Schwimmbeinen umgestaltet sein.
Der Hinterleib der Wanzen besteht aus elf Segmenten sowie dem nichtsegmentalen Endabschnitt des Telsons. Die Segmente sind mehr oder weniger stark abgeflacht. Sie bilden rückenseitig (dorsal) das Tergum beziehungsweise die einzelnen Tergite, bauchseitig (ventral) das Sternum oder die einzelnen Sternite. Die festen Tergite und Sternite sind über dehnbare Intersegmentalhäutchen miteinander verbunden. Die seitlichen Anteile der Segmente, das Connexivum, werden aus dorsalen und ventralen Laterotergiten (also vom Tergum abgeleitete Sklerite) gebildet. Sie können sehr in die Breite gehen. Deren Ausbildung und Farbmuster sind vielfach bestimmungsrelevant. Bei den Männchen ist das neunte Segment Träger der Geschlechtsorgane, welche sich bei den Weibchen auf das achte und neunte Segment verteilen. In bestimmten Segmenten liegen die Atemöffnungen (Stigmen). In der Regel sind acht Paare in den vorderen Hinterleibssegmenten ausgebildet. Bei landlebenden Wanzen sind die Atemöffnungen mit einem Verschlussapparat mit eigener Muskulatur versehen.

Lebensraum

Ihre Ordnung zeichnet sich durch eine sehr hohe Vielfalt in Formen, Lebensweise und Lebensräumen aus: Es existieren Pflanzensauger, eine Reihe von räuberisch lebenden Arten, aber auch Ektoparasiten wie die Bettwanze. Sie leben in den verschiedensten Biotopen, unter anderem auf Wiesen, an Waldrändern, im Wald und in menschlichen Wohnungen.

Nahrung

Wanzen sind hauptsächlich Pflanzensäftesauger; es gibt jedoch auch eine Reihe von räuberisch lebenden Arten oder auch Ektoparasiten, die wie die Bettwanze (Cimex lectularius) Blut saugen.

Fortpflanzung & Paarung

Die einzelnen Wanzenarten paaren sich in unterschiedlicher Weise. Die ausgefallenste ist jene der Bettwanzen, wobei das Männchen das Weibchen ohne Werbeverhalten überfällt und sofort begattet. Sichelwanzen sitzen stundenlang auf den Weibchen und umklammern es mit den Beinen. Hinterleib an Hinterleib paaren sich viele Baumwanzen (Pentatomidae), Feuerwanzen (Pyrrhocoridae), Randwanzen (Coreidae) und Stelzenwanzen (Berytidae). Netzwanzen (Tingidae) sitzen rechtwinklig zueinander. Bei den Rindenwanzen sitzt das Männchen unter den Weibchen.

Eier & Nymphen

Die Weibchen etlicher Wanzenarten verfügen über einen gut ausgebildeten Legebohrer (Ovipositor). Damit werden die Eier in die Erde oder in Pflanzenteile eingebohrt. Viele Arten besitzen dagegen nur einen stark zurückgebildeten Legeapparat. Diese Arten verscharren die Eier oder kleben sie in Gruppen von meist 20 bis 30 Eiern an beispielsweise Pflanzenteile an. Die Weibchen der mediterranen Randwanze Phyllomorpha laciniata kleben ihre Eier oft auf die Flügel der Männchen. Die Weibchen mancher Arten fügen den Eipaketen spezielle Ballen zu, in denen sich symbiotische Bakterien befinden. Die frisch geschlüpften Nymphen, zum Beispiel der Kugelwanze Coptosoma scutellatum, saugen diese auf. Sie werden in einem besonderen Mitteldarmabschnitt gespeichert. Etliche Arten der Wanzen betreiben Brutpflege, beispielsweise die Fleckige Brutwanze (Elasmucha grisea). Die Eier werden von den Muttertieren bis zum Schlüpfen der Jungen und auch noch einige Zeit danach bewacht und zeitweise mit dem Körper bedeckt. Bei der tropischen Raubwanze Triatoma flavida besaugen die Jungtiere das Muttertier. Bei Gefahr wenden die Nymphen dem Angreifer ihren Hinterleibsrücken mit den Duftdrüsen entgegen.

Wanzen machen bei der Entwicklung vom Embryo zum erwachsenen Tier (Imago) meist fünf durch Häutungen getrennte Nymphenstadien ohne Puppenstadium durch. Damit sind Wanzen hemimetabol. Dabei werden die Nymphen dem ausgewachsenen Tier schrittweise immer ähnlicher.

Wichtiger Hinweis:

Dieser beschreibende Text basiert auf dem Artikel Wanzen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.