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Steckbrief
Schwanzmeise Aegithalos caudatus

Kurzinfos & Fakten

Größe
13 - 16 cm
Gewicht
7 - 10 g
Alter
ca. 5 Jahre
Spannweite
16 - 19 cm
Nahrung
Insekten, Arthropoden sowie deren Larven und Eiern, Blattläuse, Schildläuse, Knospen, Sämereien, Beeren, Baumsaft, Flechten, Algen an Zweigen
Feinde
Greifvögel, Raubtiere, Eichhörnchen, Elster
Geschlechtsreife
mit Ende des ersten Lebensjahres
Paarungszeit
März
Brutzeit
Ende März - Ende April
Eier / Gelege
8 - 12 Eier
Brutdauer
12 - 18 Tage
Zugverhalten
Zugvogel
Gefährdung
Ungefährdet
Die Schwanzmeise (Aegithalos caudatus, zu lateinisch cauda ‚Schwanz‘) ist ein kleiner Sperlingsvogel aus der Familie der Schwanzmeisen (Aegithalidae). Ihren Namen verdankt sie dem langen Schwanz, der ihr ein präzises Ausbalancieren beim Hangeln auf den äußeren Enden feiner Zweige ermöglicht, auf denen sie vorrangig ihre Nahrung sucht. Sie besiedelt vor allem lichte Wälder, Waldränder und Parks mit viel Unterwuchs, in dem sie ihr eiförmiges Nest aus Moos, Pflanzenwolle und Federn errichtet. Außerhalb der Brutzeit bewegt sie sich meist in kleineren Trupps.

Die Schwanzmeise ist nicht enger mit den echten Meisen verwandt. Sie wird in die Überfamilie der Sylvioidea gestellt, zu der auch die Laubsänger, Grasmücken, Schwalben und Lerchen gehören.

Beschreibung & Aussehen

Die Schwanzmeise ist mit 13 bis 16 Zentimetern Gesamtlänge recht klein, hat einen rundlich-kugeligen Körper und einen mit 6 bis 10 Zentimetern auffallend langen Schwanz, worauf der Artname zurückgeht. Der schwarze Schnabel ist mit 6 bis 7 Millimetern Länge kurz und fein. Das Gewicht beträgt sieben bis zehn Gramm, die Flügellänge 6 bis 7 Zentimeter. Die Maße und Proportionen können hierbei je nach Unterart bedeutend variieren.

Die Kopfzeichnung ändert sich mit der Unterart und der geographischen Verbreitung. Die stark variierende Unterart Aegithalos caudatus europaeus hat einen dunklen Kopf und findet sich vor allem in West- und Südeuropa, die weißköpfige Aegithalos caudatus caudatus in Nord- und Osteuropa. In Mitteleuropa können beide Formen nebeneinander vorkommen, es gibt aber auch Mischformen, die wie folgt unterschieden werden können:

Typ EE: Unterart europaeus mit gestreiftem Kopf (Standardform)
Typ EC: Unterartvariante europaeus-ähnlich mit streifigem Kopf und höherem Weißanteil
Typ CE: Unterartvariante caudatus-ähnlich mit weißlichem Kopf mit einzelnen dunklen Federn
Typ CC: Unterart caudatus mit reinweißem Kopf, scharfer Abgrenzung zum schwarzen Nacken, ohne Brustband, weißem Bauch mit weißen oder hell-rosafarben Flanken und weißen oder breit-weiß gerandeten Schirmfedern

Stimme, Gesang & Ruf

Die Art zeigt ein Repertoire von sehr charakteristischen Rufen, die sich deutlich von Lautäußerungen eigentlicher Meisen unterscheiden, mit denen sie sich hin und wieder zufällig vergesellschaftet. Stimmfühlungslaut auf kurze Distanz ist ein scharfes, kurzes und stimmloses prrt-prrt-prrt. Bei größerer Distanz, vor allem bei weite Strecken überfliegenden Trupps, kommt ein trillerndes, meist dreisilbiges srii-srii-srii oder sirr-sirr-sirr zum Einsatz. Beim Abflug eines Schwarms oder dem Einflug an einem Ort sowie bei Erregung ist ein sehr charakteristisches zwitschernd-schnarrendes terrr und ein schnelles und trillerndes siririririri zu hören. Letzteres dient auch als Warnruf vor Flugfeinden. Im Frühjahr, offenbar oft im Zusammenhang mit der Partnerfindung, sind sehr hohe si-si-si-Laute zu vernehmen, die den hohen Rufen von Baumläufern und Kleibern sehr ähnlich sind. Der Gesang ist unscheinbar und dient nicht der Revierabgrenzung. Er ist selten zu hören und kommt vermutlich hauptsächlich bei starker Erregung (bei Rivalenkämpfen oder der Kopulation) zum Tragen. Er klingt leicht rohrsängerähnlich zwitschernd, nur sehr viel leiser und weicher. Der Jugendgesang, der sich davon nicht unterscheidet, und nach 5–6 Wochen einsetzt, dient vermutlich dem Festlegen einer Rangordnung.

Lebensraum

Die Schwanzmeise bewohnt Lebensräume mit reich strukturierten Säumen und einem häufigen Wechsel zwischen bewaldeten oder bebuschten und offenen Flächen. Gerne werden bodenfeuchte Habitate, oft auch in Gewässernähe angenommen. Für die Errichtung des Nestes ist das Vorhandensein von dichtem Unterholz, einer gut entwickelten Strauchschicht, Dornsträuchern oder Koniferen wie Wacholder oder Jungfichten erforderlich.

In Mitteleuropa besiedelt sie daher lichte Laub- und Mischwälder in feuchten Habitaten, aber auch Heckenlandschaften und verbuschte Ruderalflächen. Sie ist auch seit mehreren Jahrzehnten in städtischen Biotopen wie Grünanlagen, Parks, Friedhöfen oder verwilderten Gärten zu finden. Lediglich das Innere geschlossener, einförmiger Forste meidet sie weitgehend.

In Nordeuropa brütet sie oft in Sümpfen, Mooren oder am Rande der Kulturlandschaft. In der Zone des borealen Nadelwalds werden bevorzugt Birkenbestände angenommen.

In Westeuropa ist sie vermehrt außerhalb von Wäldern in der Heckenlandschaft, Wacholderheiden und Trockenhängen mit Ginster zu finden. Im Mittelmeerraum besiedelt sie die dichte Macchie, in Kleinasien auch trockene Kiefernwälder und Olivenhaine.

Im Allgemeinen meidet sie ausgedehnte reine Nadelwälder, kommt aber in Mittelsibirien auch in Nadelmischwäldern aus Fichte, Tanne, Lärche und Sibirischer Zirbelkiefer vor, hier vermutlich aber ebenfalls in Waldrandhabitaten mit Beimengungen von Laubhölzern. In Südwestchina (Provinz Yunnan) besiedelt sie auch Kiefernwälder.

Im westlichen Teil des Verbreitungsgebietes kommt die Schwanzmeise für gewöhnlich in Höhenlagen bis 1000 m vor, vereinzelt findet man sie aber auch in Höhen bis 1300 m (Türkei), 1500 m (Kaukasus), 1800 m (Alpen) oder 1830 m (Iran). In Ostasien lebt sie vorwiegend in montanen Lebensräumen ab 500 m. In Japan findet man sie dort in Höhen bis 1600 m, in einigen chinesischen Provinzen (Jilin, Shaanxi, Gansu, Qinghai, Nordsichuan und Yunnan) in Höhen bis 3050 m. Meist wandert sie im Winter in tiefere Lagen ab, es gibt jedoch auch aus den Monaten Januar und Februar Beobachtungen aus solchen Höhen.

Nahrung & Jagdverhalten

Die Nahrung der Schwanzmeise besteht zum allergrößten Teil aus kleinen Insekten und anderen Arthropoden sowie deren Larven und Eiern. Besonders kleine und kleinste Insekten werden von Schwanzmeisen gerne als Nahrung angenommen, Blattläuse und Schildläuse etwa. Diese werden vor allem von den äußeren Zweigen von Bäumen abgelesen. Eine erkennbare Spezialisierung gibt es dabei nicht. Durch saisonale oder lokale Gegebenheiten kann es aber dazu kommen, dass bestimmte Arten zur ausschließlichen Nahrungsquelle werden.

Pflanzliche Nahrung (z. B. Knospen, Sämereien, kleinen Beeren, Baumsaft, Flechten oder Algen an Zweigen) spielt im Allgemeinen eine geringe Rolle, kann jedoch besonders zur kalten Jahreszeit eine wertvolle Ergänzung des Nahrungsspektrums bilden. Dass sie an Winterfütterungen auch kleine Stücke von Nüssen, Talg, Brotkrumen, Käse oder sonstigem annehmen, zeigt, dass Schwanzmeisen nicht allzu spezialisiert sind.

Die Nestlingsnahrung unterscheidet sich kaum von der sonstigen, es wird aber bevorzugt größere Beute wie die Raupen von Schmetterlingen (Eichenwickler, Schwammspinner, Nonne etc.) verfüttert.

Fortpflanzung, Balz & Brut

Schwanzmeisen werden mit Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif und führen vermutlich eine monogame Saisonehe. Partnerwechsel oder eine Bindung über die Brutsaison hinaus sind zumindest bislang nicht belegt. Es findet eine Jahresbrut statt, das Vorkommen von Zweitbruten ist bislang nicht eindeutig nachgewiesen.

Die Revierbildung erfolgt wie die Balz aus dem Winterschwarm heraus ab Mitte Januar – bei ungünstiger Witterung manchmal erst im März. Die Paare setzen sich immer häufiger vom Schwarm ab und besetzen innerhalb von dessen Territorium ein Brutrevier, das auch gegen andere Individuen des Schwarms verteidigt wird. Zunächst werden diese noch teilweise geduldet, später und besonders nach Fertigstellung des Nestes werden sie dann unter teils heftigen Reaktionen vertrieben. Bisweilen können die Reviere überlappen, was dann besonders bei eng beieinander stehenden Nestern zu Auseinandersetzungen führt.

Maßgeblich für die Gründung eines Reviers ist immer die Schwarmzugehörigkeit des Männchens. Vor allem unverpaarte Weibchen wandern manchmal ab und wechseln zu anderen Verbänden, häufig passiert dies vermutlich bei Revierstreitigkeiten zwischen den Schwärmen, in deren Verlauf das jeweilige Weibchen einfach die Seiten wechselt. Zumeist finden sich aber die Paare innerhalb eines Schwarms.

Im Allgemeinen beginnt die Auflösung des Schwarms mit dem Nestbau, es kann aber bei kalter Witterung dazu kommen, dass sich dieser wieder zusammenfindet. Dies kann eine vollkommene Aufgabe der Nester und ein gemeinsames Umherstreifen wie im Winter oder nur die zeitweilige Wiederaufnahme der nächtlichen Schlafgesellschaften bedeuten. Ansonsten nächtigen die Paare vom Schwarm getrennt. Ist das Nest nahezu fertiggestellt, übernachten sie im Inneren desselben, bis die Jungen ausfliegen.

Bei der Balz fliegt das Männchen schmetterlingsartig und ruckartig in Höhen von 5–6 m hinauf, spreizt und schließt den Schwanz in kurzen Abständen und lässt sich dann – oft gleichzeitig oder in Folge mit anderen Männchen – senkrecht herabgleiten. Auch die Nistplatzwahl und der Nestbau laufen sehr auffällig ab und tragen rituelle Züge.
Während der Nistplatzwahl fliegen beide Partner auffällig und unter Rufen mit Nistmaterial umher, wobei das Männchen auf verschieden geeignete Orte aufmerksam macht. Es trägt meist ein sehr auffälliges, helles Stück Material wie eine Feder bei sich und wartet dann singend und flügelzitternd auf das Weibchen. Legt dieses etwas Moos oder ähnliches ab, ist über den endgültigen Standort entschieden.

Das Nest kann in Laub- wie Nadelbäumen, in rankenden Pflanzen, Hecken oder Büschen, in Wurzel- oder Dorngestrüpp, in Reisighaufen oder am Boden stehen. In Ausnahmefällen gab es Bruten in Höhlen oder Nistkästen. Die Höhe des Neststands ist sehr variabel, liegt aber meist zwischen 1,5 und 6 m. Nur ausnahmsweise wird das Nest am Boden oder in bis zu 30 m Höhe gebaut. Bei Laub- und jungen Nadelbäumen befindet es sich meist stehend in Stammnähe, bei alten Nadelbäumen wird es auch oft hängend in die äußeren Zweige gebaut. Solche Nester befinden sich meist recht hoch. Die Öffnung ist in der Regel zur sonnigsten Seite hin ausgerichtet.

Das Nest der Schwanzmeise ist ein sehr kompakter, geschlossener und dickwandiger, ovaler Bau, dessen Ausmaße durchschnittlich zwischen 110 und 250 mm in der Höhe und zwischen 90 und 180 mm im Durchmesser betragen. Er ist meist etwas höher als breit und seitlich etwas abgeflacht, das seitliche Schlupfloch von etwa 30 mm Durchmesser befindet sich fast immer in der oberen Hälfte. In seltenen Fällen kann es zwei davon geben. Mit dem Heranwachsen der Jungvögel kann sich die Konstruktion etwas ausdehnen.

Das Nest, dessen Innendurchmesser zwischen 50 und 60 mm liegt und dessen Wandstärke 10–30 mm beträgt, ist oft fest mit den umliegenden Zweigen verbaut und daher kaum anfällig gegen Wind. Auch vor Regen und Kälte bietet es mit der starken Auspolsterung einen guten Schutz. Manchmal wird ein Nest aber auch oben nicht geschlossen und erinnert dann an das des Buchfinken.

Das Nest besteht außen aus fein verflochtenem Moos, Flechten und Spinnweben, aber auch Halme, Fasern sowie andere Pflanzenbestandteile, Federn, Wolle und Haare werden verbaut. Für die Außenhülle werden oft die Flechten des Nistbaumes verwendet, was eine besonders gute Tarnung bewirkt. Die umfangreiche Polsterung besteht meist zum größten Teil aus Federn. Das Nistmaterial wird meist aus der näheren Umgebung zusammengesucht, zwecks Beschaffung der Federn werden aber auch Strecken bis zu 600 m in Kauf genommen.

Der Nestbau, der von beiden Geschlechtern zu gleichen Teilen erbracht wird, dauert oft bis zu 33 Tage, seltener kann er bei schlechter Witterung 5–6 Wochen in Anspruch nehmen. In solchen Fällen kann es früh im Jahr zur vollständigen Aufgabe des Nestes kommen, ab März tritt dieser Fall seltener ein. Wird nach der Aufgabe des ersten ein Ersatznest errichtet, ist dieses meist innerhalb von 5–6 Tagen fertiggestellt. Dies fällt dann aber auch meist weniger kompakt und schlechter gepolstert aus.

Das Nest wird von unten nach oben gebaut. Als erstes entsteht eine Plattform aus Moos oder ähnlichem, in die durch drehende Bewegungen eine Mulde geformt wird. Dann werden mit einer Geschwindigkeit von 1 bis 3,5 cm pro Tag die fein verfilzten Wände hochgezogen. Ein großer Teil der Bautätigkeit erfolgt dabei von innen. Am Ende werden die Wände vom innen bauenden Vogel noch einmal in die Höhe gezogen und das Dach geschlossen. Das Schlupfloch entsteht durch Aussparung und wird schließlich noch an der Unterkante verstärkt. Der „Rohbau“ nimmt etwa neun Tage in Anspruch. Als letzte Phase, die ebenfalls noch einmal so lange dauern kann, folgt dann die sorgfältige Auspolsterung.

Jungvögel & Aufzucht

Neben den beiden Altvögeln, von denen das Weibchen gelegentlich auch noch hudert, werden die Nestlinge von einer variablen Anzahl von Helfern gefüttert. Dies können bis zu acht mit dem Männchen verwandte Individuen sein. Durch die Hilfe anderer Altvögel ist es möglich, eine erstaunliche Anzahl von bis zu 12 Jungvögeln pro Brut großzuziehen. Welche Vögel eine Helferrolle einnehmen, ist nicht abschließend geklärt. Dabei kann es sich beispielsweise um Paare handeln, deren Brutversuch gescheitert ist. Diese helfen jedoch nie gemeinsam am gleichen Nest, sondern nur ihren jeweiligen Nestgeschwistern.

Die Jungen verlassen das Nest nach 14–18 Tagen, werden aber noch bis zu 14 weitere Tage von Eltern und Helfern gefüttert

Wichtiger Hinweis:

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